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Wenn die Kunst verbindet

08.02.2018 CJD Sachsen-Anhalt « zur Übersicht

Eine Workshop-Reihe soll die Kunstfertigkeiten von Menschen mit Handycap fördern: ein Projekt des CJD Schönebeck.

 

Volkstimme.de - Elbe-Saale Rundblick - 08.02.2018

VON  Dan Tebel

VS/Schönebeck

Schönebeck l „Herr Focke, gibt es auch Pink“, fragt Fanny Teichert an den Künstler gewandt. Der ist allerdings noch mit einer vorherigen Frage beschäftigt und wuselt zwischen Kunstwerken und Farbklecksen auf dem Boden durch den Raum. Schnell ist klar: Jan Focke ist am Mittwoch im Haus Rückenwind ein sehr gefragter Mann.

Genauer gesagt ist vor allem seine künstlerische Kompetenz gefragt, denn an diesem Tag hatte er mit sechs behinderte Menschen des Christlichen Jugenddorfes (CJD) Schönebeck und fünf Kindern aus dem Jugendclub Piranha so einige angehende Künstler unter seinen Fittichen. Inhaltliche Vorgaben bei diesem Workshop gibt es keine. Auf dem Plan steht abstrakte beziehungsweise Farbflächen-Malerei auf sechs großformatigen Leinwänden. Unter dem Titel „Kunst für Alle – Begegnen, Machen, Erleben“ ist an diesem Tag die geballte Kreativität von Menschen mit Handicap und Kindern gleichermaßen gefragt. Es kommt auf das Teamwork an, denn an den Leinwänden arbeiten sie zusammen – Pinselstrich um Pinselstrich.

Fünf Workshops geplant

Im Mittelpunkt des ersten von insgesamt fünf Workshops steht daher die Interaktion, erklärt Künstler Jan Focke im Gespräch. Das Projekt sei auch eine Art Testballon. „Hier haben wir schon einen großen Generationsunterschied zwischen Kindern und Beschäftigten des CJD“, erklärt der Schönebecker Künstler. „Und dabei sind bereits richtig gute Arbeiten entstanden“, resümiert Focke in der kleinen Pause. Es scheint, die Kunst ist fern von Altersgrenzen. Das gemeinsame Malen schweißt Jung und Jünger zusammen. Spätestens dann in der Pause, in der alle Teilnehmer gemeinsam frühstücken, sind die letzten möglichen Hürden abgebaut. Beherzt gehen die Künstler danach in die zweite Phase, in der sich jeder Maler in einem eigenen Werk selbst verwirklichen kann. „Die Kleinbilder können die Teilnehmer dann auch mit nach Hause nehmen“, erklärt Jan Focke.

Mit den sechs großen Leinwänden hat man allerdings noch einiges vor. Bevor gegen Ende des Jahres eine große Vernissage mit allen Ausstellungsstücken der Workshop-Reihe stattfinden soll (Ort und Termin sind noch offen), bleiben die Bilder vorerst im Haus vom Verein Rückenwind, erklärt Sabrina Winder vom Begleitenden Dienst. „Wir wollen die Künstler und ihre Werke bewusst in ganz kleinen Schritten einer immer breiteren Öffentlichkeit präsentieren“, ergänzt der freischaffende Künstler Jan Focke.

Input für beide Seiten

Da mit sechs Werken noch keine Vernissage zu füllen ist, werden sich in den kommenden Monaten noch einige mehr hinzugesellen – vier weitere Workshop-Tage, die der CJD Schönebeck organisiert, stehen in diesem Jahr noch aus. Und dabei wird es dann etwas „professioneller“ zugehen, wie Jan Focke verrät. Mit weiteren Künstlern, zum Beispiel aus dem Magdeburger Raum, wird es darum gehen, die Fertigkeiten der Teilnehmer zu erweitern. „Es geht um einen Erfahrungsaustausch und ein Input für beide Seiten“, erklärt er weiter. Wie wird im richtigen Atelier gearbeitet, sei zum Beispiel eine der Kernfragen.

Daran wird auch schnell deutlich, dass der Schönebecker schon lange nicht mehr mit „Kunst-Laien“ zusammenarbeitet. Die Workshopteilnehmer des CJD sind bereits seit elf Jahren in einer eigenen Kunstgruppe aktiv. Laut Sabrina Winder bilde die Gruppe eine der verschiedenen Kernkompetenzen der Arbeit des Christlichen Jugenddorfes. Ein Mal in der Woche treffen sich die Künstler demnach mit ihrem Leiter – kein Geringerer als Jan Focke – um sich zum Beispiel über Motivwahl und Techniken auszutauschen. Aber Jan Focke stoße mittlerweile auch an seine eigenen fachlichen Grenzen, erklärt er mit einem Schmunzeln. Und da soll dann der Input von außen seine Wirkung entfalten. Finanziert werden die Workshops vom CJD selbst.