Menü mit verhexter Sahne

29.11.2014 CJD Sachsen-Anhalt « zur Übersicht

PROJEKT Die Mitglieder der Sangerhäuser Fraueninitiative kochen mit Schülern der Berufsschulstufe des Christlichen Jugenddorfs.

Mitteldeutsche Zeitung vom 29./30.November 2014
SANGERHAUSEN

SANGERHAUSEN/MZ/SRO - Ein leckerer Bratenduft liegt in der Luft. Am Tisch werden noch Kartoffeln und Möhren geschält. Während der „Falsche Hase" in leckerer Sahnesoße in der Pfanne vor sich hin schmort, soll das Dessert angerichtet werden. Aber wo ist die Sahne? Nach einem kurzen Moment meldet sich Angelica Grüber kleinlaut: „In der Soße?!" Sie hat die Lacher auf ihrer Seite. So hat das gemeinsame Kochen der Fraueninitiative „Wildrose" Sangerhausen und den Jugendlichen der Berufsschulstufe ein fröhliches i-Tüpfelchen erhalten.

Die Kooperation des Vereins und der Christophorusschule, Förderschule für geistige Entwicklung, des Christlichen Jugenddorfs (CJD) verfolgt mehrere Interessen. Die Fraueninitiative führt damit ihr Projekt „Kochideen aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz" fort (die MZ berichtete). „Das Projekt soll die Integration und Inklusion fördern", sagt die Vereinsvorsitzende Christine Lange. „In diesem Rahmen führen wir verschiedene Veranstaltungen mit unterschiedlichen Partnern durch. Das Projekt wird auch von der Aktion Mensch gefördert."

Angelica Grüber, Leiterin der Christophorusschule, erklärt, dass die Berufsschulklassen im Hauswirtschaftsunterricht die verschiedenen hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Bügeln, Wäschewaschen und natürlich Kochen, lernen. Ja, und diesmal muss eben Danny noch einmal Sahne einkaufen, damit das Dessert, die Hexencreme, doch noch auf den Tisch kommt.

„Unsere Schüler sollen auch andere Leute kennenlernen", sagt Frau Grüber. „Sie wachsen hier nicht abgeschottet auf." Auch manches vom alltäglichen Leben lernen sie tatsächlich nur in der Schule, weil die Eltern es den Kindern nicht zutrauen. „Auch Danny wäre vor einem halben Jahr noch nicht selbst ständig einkaufen gegangen", sagt Lehrerin Ines Bremer. „Jetzt wird es bei uns trainiert." 

Dabei sind die Pädagogen auch für die Unterstützung der Märkte, die in der Nähe der Schule liegen, dankbar. „Die Verkäuferinnen wissen, dass unsere Kinder manchmal zum Einkaufen kommen", sagt Frau Grüber, immer mit einem Blick auf den „Falschen Hasen" in der Pfanne.

In der Zwischenzeit hat auch Elke Körner von der Fraueninitiative mit Michael und Jens die Möhren geschnippelt. Das gibt eine leckere Gemüsebeilage. „Es macht Spaß, mit den Kindern zu arbeiten", sagt sie. „Sie waren ganz fleißig, interessiert und diszipliniert."

Wie Petra Heiroth, die ebenfalls das erste Mal im CJD ist, staunt sie, wie selbstverständlich für die Jungen das Abwaschen ist. So vergeht die Zeit, bis das fertige Menü angerichtet werden kann. Christine Lange scheint auf den Geschmack gekommen zu sein - mit der Zusammenarbeit. An der gemeinsamen Mittagstafel fragt sie spontan in die Runde: „Wollen wir demnächst Plätzchen backen?" Das findet allgemeine Zustimmung.