Spaziergang mit Perspektivwechsel

09.05.2016 CJD Sachsen-Anhalt « zur Übersicht

Behindertenverband organisiert mit Netzzwerkpartnern Aktionstag für Jugendliche und Offizielle

 Volksstimme Schönebeck / Elbe-saale-Rundblick 06.05.2016

VON Kathleen Radunsky-Neumann

(VS) Schönebeck  

Bauliche Barrieren sind meist für Nicht-Betroffene schwer erkennbar. Die Mitglieder des Allgemeinen Behindertenverbandes haben deshalb zum Aktionstag für Jugendliche und Offizielle eingeladen.

Die Gelegenheit bietet sich so schnell sicher nicht wieder. Claudia und Christiane Richter sind im Rollstuhl durch Schönebeck geschoben worden. Und das von keinem Geringeren als Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) und Landrat Markus Bauer (SPD). Während Claudia den Rollstuhl bei längeren Strecken tatsächlich benötigt, hat ihre Mutter Christiane dieses Fortbewegungsmittel für einen Perspektivwechsel gewählt. Anlass für diese „Spazierfahrt“ ist der Aktionstag „Einfach machen - gemeinsam für ein barrierefreies Schönebeck“, zu dem der Allgemeine Behindertenverband in Sachsen-Anhalt (Abisa) am Mittwoch eingeladen hat. Dabei verfolgen die Organisatoren zwei Dinge.

Der erste Baustein: „Bei Kindern können wir erreichen, dass für sie Inklusion etwas Selbstverständliches ist“, sagt der Abisa-Vorsitzende Jürgen Hildebrand. Deshalb hat der Verband, der seinen Sitz in der Elbestadt hat, gemeinsam mit Partnern einen Aktionsvormittag für Jugendliche der Stadt organisiert. So haben sich die Mädchen und Jungen der fünften und sechsten Klassen der beiden Sekundarschulen „Am Lerchenfeld“ und „Maxim Gorki“ an sechs Stationen mit dem Thema Behinderung auseinandergesetzt. Da gab es beispielsweise einen Blindenparcours zu meistern oder sie saßen selbst in einem Rollstuhl oder sie bastelten und malten mit behinderten Menschen. Rund 140 Schüler sind so direkt in den Kontakt mit dem Thema gekommen. Möglich sei dieser Aufwand nur gewesen, so Jürgen Hildebrand, weil der Abisa auf gute Netzwerkpartner zurückgreifen konnte. Das waren der Verein Rückenwind, das Christliche Jugenddorf Deutschland (CJD), der Blinden- und Sehbehindertenverband sowie die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam stark für Schicksalskinder“.

Leitsystem endet im Weg

Die Akteure werden sich zum Schuljahresende erneut treffen. Dann präsentieren die Jugendlichen ihre Hausaufgabe. Denn sie sollen nun mit ihren sensibilisierten Augen mögliche Barrieren in der Stadt feststellen. Für Nichtbetroffene keine leichte Aufgabe. Deshalb nun zum zweiten Baustein des Aktionstages: Der Abisa hat zu einem Spaziergang von der Bahnhofstraße zum Markt und über die Nicolaistraße zurück eingeladen. Das erste Problem zeigt sich auf dem Fußweg entlang der Bahnhofstraße. Frank Brehmer und Christel Pildner - beide orientieren sich mit ihren Blindenstöcken an dem Leitsystem am Boden - kommen nicht weiter.

Grund: Das weiße, geriffelte Blindenleitsystem hört plötzlich auf. Markus Bauer fragt nach: „Wie kommen Sie dann weiter?“ Frank Brehmer: „Ich taste mich dann irgendwie weiter.“ Auf dem Marktplatz dann das nächste Beispiel. Der Eingang zum Zahnarzt neben der Stadtinformation ist bis dato barrierefrei gewesen. Jetzt versperrt eine Stufe den Eingang. Eine andere neue Barriere findet sich wenige Meter weiter am Eingang zum „Punkt 12“, der unter anderem Treffpunkt des Stadtseniorenrates ist. Hier gab es schon immer eine Stufe. Jedoch ist der Abstand zwischen Blindenleitsystem und Stufe zu gering. 60 Zentimeter seien vorgeschrieben, erklärt Frank Schiwek, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Abisa. Als Peter Bittkau mit seinem Blindenstock an der Stelle ankommt, zeigt sich schnell, dass der vorgeschriebene Abstand nicht eingehalten wurde. Auf dem Rückweg führt der Spaziergang die Gruppe über die Nicolaistraße. Vor der Kreisvolkshochschule stellen die Fußgänger fest, dass die öffentliche Toilette kaputt ist - ein Problem, das im Fall der Fälle nicht nur Menschen mit Behinderung betrifft.

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