„Die Premiere“ feiert Premiere

10.11.2016 CJD Sachsen-Anhalt « zur Übersicht

Volksstimme vom 10. November 2016

VON ARNO ZÄHRINGER

SALZWEDEL

Film des integrativen Medienprojekts wird am Montag erstmals im Filmpalast gezeigt

Alle Beteiligten sprechen von einer besonderen Erfahrung, von spannenden Momenten, die es in der Zusammenarbeit zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen gab. Anlass dafür war die Zielsetzung, eine Mediengruppe aufzubauen, die aus behinderten Jugendlichen und Erwachsenen besteht. Sie sollte in regelmäßigen Abständen Videofilme in Form einer Doku-Soap produzieren und veröffentlichen.

Zuschussanträge stellen und Sponsoren suchen

Zwar wurde das Projekt, das nunmehr endet, vor drei Jahren gestartet, doch die Vorbereitungszeit dauerte deutlich länger. Schließlich mussten eine Idee gefunden, Anträge auf Zuschüsse gestellt und Sponsoren gesucht werden, berichtet Dieter Herker von der Aktion Musik/local heroes, die das Projekt unterstützt. Das zentrale Thema des integrativen Medienprojekts Tellerrandgeschichten war, eine Gruppe aus behinderten und nicht behinderten Menschen aus der Region aufzubauen, die einander vertraut sowie mit Motivation und Spaß an gemeinsamen Medienprojekten arbeitet. Im September2013 hatten sich unter der Projektleitung Dieter Herkers der Fotograf und Filmemacher Cabdy Szengel, Antje Siegel-Reinhardt (Fachfrau für Theater, Schauspiel und Clownerie) sowie Filmemacher Vincent Reinhardt zusammengefunden, das Projekt aufzubauen und zu betreuen. Unterstützt wurden sie von der Filmcrew der "Offenen Bühne" und dem Christlichen Jugenddorf (CJD) Salzwedel. Dass dies gelungen ist, machten die Protagonisten um Dieter Herker, Paul Hiersche (Technik), Carsten Schüler (CJD), Dieter Herker (Aktion Musik), Christina Brucker (CJD), BirgitPetz (Aktion Musik) und Antje Siegel-Reinhardt (Regie) am Dienstag in einem Pressegespräch deutlich. Mehr als 30 Teilnehmer waren anfangs dabei, später kristallisierte sich ein Kern von etwa 20 Leuten, die bis zuletzt an unterschiedlichen Film- und Medienprojekten teilgenommen haben, heraus. Ein Ergebnis ist der rund 30-minütige Film "Die Premiere", der am Montag, 14. November, um 18 Uhr im Filmpalast Salzwedel gezeigt wird. Dem vorausgegangen waren "intensive Trainingsphasen" im Umgang mit der Technik, Interview-, Foto- und Theaterworkshops. Ziele: Die Scheu vor der Kamera zu verlieren sowie Regeln vor und hinter der Kamera zu erlernen. "Mit Behinderten zu arbeiten, ist anders", sagte Antje Siegel-Reinhardt, die Regie führte. Auch weil die Behinderten keine Texte lernen konnten. "Deshalb lief viel über die emotionale Schiene." Dadurch hätten sich aber alle Beteiligten frei entfalten können- ebenso beim Inhalt des Films, "in den ich mich verliebthabe", gestand Siegel-Reinhardt. Action und Komik - das sind die Bestandteile des Films "Die Premiere". Manchmal sei der Film auch "urkomisch, ohne jemals peinlich zu werden". Gedreht wurde unter anderem beim Filmpalast, aber auch an den Pfefferteichen und in Steinitz.

Schauspieler vom CJD

Sechs Schauspieler des CJD haben die Rollen übernommen. Insgesamt sei ein "toller Film entstanden", sagte Carsten Schüler, Gesamtleiter des CJD Sachsen-Anhalt. Und es habe sich gezeigt, dass die "Kategorisierung in behinderte und nicht behinderte Menschen niemand braucht". Für Montag haben sich die Verantwortlichen Besonderes einfallen lassen: Zunächst soll es einen Sektempfang mit Popcorn geben, danach wird der Film anmoderiert. Zur Premiere von "Die Premiere" (Eintrittist frei) haben die Schauspieler sogar Autogrammkarten anfertigen lassen. Kritische Worte richtete Herker an die Stadt Salzwedel. Durch das Streichen von finanziellen, freiwilligen Leistungen würde Kulturarbeit von freien Trägern schier unmöglich. "Hier muss man sich etwas einfallen lassen, sonst sieht es für die Zukunft bitter aus." Er hofft aber, den Film "Die Premiere" auf dem einen oder anderen Festival zeigen zu können.